Zur Geschichte der Immendorfer Schule

Von Hans-Rudolf Perschbach

(entnommen der Festschrift "1100 Jahre Immendorf 880 - 1980")

Über die Anfänge schulischer Tätigkeit in Immendorf ist nur wenig bekannt. Genau steht allerdings fest, dass 1714 Lehrer Gerhard Scherhag an der Immendorfer Schule die Kinder aus Immendorf und Arenberg unterrichtet hat.

Vermutlich genossen die Kinder aus Immendorf und Arenberg bereits früher den Vorzug im Lesen, Schreiben, Rechnen und in Religion unterwiesen zu werden.

Zur damaligen Zeit mußte ein Lehrer neben dem Unterricht, der nur während einiger Monate des Jahres erteilt wurde, noch andere Aufgaben wahrnehmen, um seine wirtschaftliche Existenz zu sichern. Ein Lehrer versah gleichzeitig das Amt eines Organisten, eines Küsters und Glöckners.

Aufstellung des Einkommens eines Immendorfer Lehrers in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts:
Competenz-Nachweisung der kath. Schulstelle Immendorf:

Wohnung des Lehrers                                       12 Taler 25 Groschen
3 Klafter Holz (für Eigen- und Schulbedarf)       21 Taler
Schulgeld von 130 Kindern à 22 Groschen       95 Taler 10 Groschen
Aus der Wredeschen Stiftung                            16 Taler 20 Groschen
 Looswellenholz                                                    2 Taler
Einkünfte als Lehrer:                                         147 Taler 25 Groschen

An Emolumenten (freiwillige Zuwendungen)       3 Taler
Gehalt aus der Kirchenkasse                             11 Taler           10 Pf.
Von jedem Bürger 1 Sömmer Korn                   73 Taler 22 Gr.  6 Pf.
Gebühren von Taufen und Copulationen
(Trauungen)                                                         5 Taler
Einkünfte als Küster und Organist:                    92 Taler 23 Gr. 4 Pf.

Einkünfte als Glöckner (von jedem Bürger
eine Glockengarbe und ein Brot)                       20 Taler
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Gesamte Jahreseinkommen:                           260 Taler 18 Gr.  4 Pf.

(12 Pfennige = 1 Groschen; 30 Groschen = 1 Taler)

Um 1800 gab es Bestrebungen, die Immendorfer Schule nach Arenberg, den Pfarrort, zu verlegen. Ein entsprechender Antrag des damaligen – geistlichen –Schulinspektors, des Pfarrers Schützendorf zu Pfaffendorf, lehnte die Regierung am 15. November 1810 mit der Begründung ab: „ Es wird Schwierigkeiten machen, die Schule zu Immendorf nach Arenberg zu verlegen, da Immendorf mit 384 Seelen zahlreicher ist als der neu entstandene Ort Arenberg mit 181 Seelen ... Seit Entstehung der Pfarrei war Immendorf stets im Besitz des Schulhauses." So kehrte für einige Jahrzehnte wieder Ruhe in die Schule ein.

1831 wird der Lehrer Anton Goebel „mit Pension demittiert", und am 31. August 1831 tritt Lehrer Petry aus Herrschwiesen die Nachfolge an, nachdem er am 16. und 17. Juni 1830 in der Lehrerbildungsstätte Brühl als „wohlfähig" für den Schuldienst befunden wurde. Aber Lehrer Petry hält es in Immendorf nicht lange aus. Die Gründe, die ihm in Immendorf das Leben schwer machen, werden in einem Bericht vom 6. Februar 1833 erwähnt, den der Arenberger Pfarrer Kühn der Schul- und Kirchenkommission der Königlich Preußischen Regierung zu Koblenz vorlegt: Petry muß an seinen Vorgänger im Amt jährlich 50 Taler Pension zahlen, die ihm zustehenden Naturalien muß er am Ende des Jahres meist erbetteln oder durch Amtsgewalt eintreiben lassen, das Schulgebäude ist für 134 Schulkinder viel zu klein, „der früher gute Ruf der Schuljugend ist seit 5 Jahren durch das Buttertragen der Kinder verloren gegangen."

Über das Buttertragen wurden 1832 verschiedene Eingaben an die Königlich Preußische Regierung in Koblenz gemacht. Sowohl Pfarrer Kühn, Arenberg, Schulinspektor Pfarrer Schützendorf, Pfaffendorf, Lehrer Petry, Immendorf, als auch der Zolleinnehmer Duas, Arenberg, tragen ihre Beschwerden vor. Durch das Buttertragen von der nassauischen Grenze, etwa an der Meerkatz, nach Ehrenbreitstein und Koblenz sei die Jugend von Immendorf, Arenberg und Pfaffendorf körperlich und geistig gefährdet, ungezogen und verwahrlost. Es wird über Schulversäumnisse, Müdigkeit und Lernunfähigkeit und schlechtes Betragen geklagt. Die Jugend sei sittlich verdorben. Selbst während der Schulpausen spielten die Kinder „Schmuggelchens". Es ist anzunehmen, dass dieses Buttertragen aus einer wirtschaftlichen Notlage heraus erfolgte. Wer würde schon freiwillig solche Strapazen auf sich nehmen? Welche Maßnahmen seitens der Regierung ergriffen wurden, um das Buttertragen zu unterbinden, ist (noch) nicht bekannt.

1834 wird Lehrer Petry versetzt. Laut Anstellungsdekret vom 20. Mai 1834 erhält Joh. Christ. Becker aus Mallendar die Immendorfer Schulstelle.

Da die Versuche, die Immendorfer Schule nach Arenberg zu verlegen, ohne Erfolg blieben, erstrebte man eine andere Lösung: beide Dörfer sollten eine eigene Schule haben. So wurde zunächst 1844 in Arenberg ein Schulgebäude errichtet.

Am 10. März 1844 beantragt dann der Ortsschulvorstand Arenberg unter Pfarrer Kraus, den Lehrer Becker nach Arenberg zu versetzen. Die Versetzung des Lehrers erfolgt zwar am 1. September 1844, jedoch nicht nach Arenberg.

Von 1844 – 1845 unterrichtet der Schulamtskandidat Severin Pirtzborn in Immendorf. Er wird von einem Lehrer Wilhelm Hoffend abgelöst, der mit 28 Jahren am 16. Juni 1853 verstorben ist. So tritt am 8. August des gleichen Jahres der Lehrer Josef Giefer aus Wanderath den Dienst an, unterrichtet hier bis 1868 und bleibt auch nach seiner Pensionierung in Immendorf wohnen. Ab 1855 werden die Kinder in zwei Abteilungen unterrichtet.

Es besteht der Anlaß zur Vermutung, daß etwa um 1850 neben der alten Schule ein eingeschossiges Schulhaus errichtet wurde und die alte Schule von diesem Zeitpunkt an als Lehrerwohnung diente.

Von 1869 – 1895 wird ein Lehrer Anton Schirmer als Lehrer und Schulleiter der Immendorfer Schule genannt. Wegen der steigenden Schülerzahl betreibt die Regierung zu Koblenz die Einrichtung einer zweiten Lehrerstelle. Das kommt der Gemeinde Immendorf gar nicht gelegen, denn sie möchte die Kosten für eine zweite Lehrkraft einsparen. Ab 1880/81 erhält Lehrer Schirmer von der Gemeinde eine persönliche Stellenzulage von 75 Mark jährlich, solange die 2. Lehrerstelle nicht eingerichtet werden muß.

Am 29. Dezember 1883 verfügt die Regierung bei einer Schülerzahl von 118 Kindern die Einrichtung einer zweiten Schulstelle, aber die Ausführung läßt noch auf sich warten, denn der notwendige Klassenraum oder ein entsprechender Ersatz steht nicht zur Verfügung.

Auf irgendeine Weise wird die Gemeinde einen Ausweg gefunden haben, denn zum 19.Mai 1885 bestimmt die Regierung bereits die Einrichtung einer dritten Klasse. Von diesem Zeitpunkt an gibt es eine Knabenoberklasse (I a), eine Mädchenoberklasse (I b) und eine gemischte Klasse (II).

Zum 1. Juni 1885 wird zum ersten Mal in der Geschichte der Immendorfer Schule eine Lehrerin angestellt: Fräulein Maria Röhse aus Koblenz. Sie heiratet 1899 und muß folglich zu diesem Zeitpunkt aus dem Schuldienst ausscheiden.

Im Frühjahr 1890 beschließt der Gemeinderat, das Schulhaus aufzustocken und nimmt bei der Städtischen Sparkasse Ehrenbreitstein ein Darlehen von 6300 Mark auf. Aus einem Revisionsbericht vom 22. Dezember 1890 geht hervor, daß bereits eine Klasse in dem neuen Schulsaal im oberen Stockwerk der Schule unterrichtet wird. 48 Jahre später – 1938 – wird das neue Lehrerwohnhaus in der Ringstraße 34 bezugsfertig.

Ab Herbst 1944 wird die Durchführung eines geregelten Unterrichts mehr und mehr durch Fliegeralarm, Bombenangriffe und ab 1945 durch Artilleriebeschuß gestört und fällt schließlich ganz aus.

Am 2. Oktober 1945 wurde der Unterricht wieder begonnen. Zu Beginn dieses ersten Unterrichtstages nach dem Kriege überbrachte Pfarrer Leclerc der Schule ein neues Kruzifix als Ersatz für die in der Hitlerzeit aus der Schule entfernten Kreuze.

Herr Lehrer Hütten beschreibt den Zustand der Schule 1945 wie folgt:

„Nur der untere Schulsaal ist zu benutzen, da nur er allein mit Schülerbänken, Lehrerpult und Schrank versehen ist; alle Fensterscheiben (bis auf das erste Fenster an der Tür) sind durch Artilleriebeschuß zertrümmert; ein Ofen ist zwar vorhanden, aber das Rohr fehlt, so daß – abgesehen vom fehlenden Brennstoff – nicht geheizt werden kann! Lehrer und Schüler behalten beim Unterricht ihre Mäntel an und überstehen so – dank einer milden Witterung – den ersten Nachkriegswinter. (Erst ab Dezember wurden Ofenrohre behelfsmäßig beschafft.) – Der untere Schulsaal ist vollständig leer und auch ohne Fensterscheiben. – Beide Schulsäle waren während der letzten Kriegs- und der ersten Nachkriegszeit als Truppenunterkünfte für deutsche, amerikanische und französische Soldaten in Anspruch genommen worden! Die Schülerzahl betrug 86 Kinder, darunter 6 Knaben und 4 Mädchen neu aufgenommen sind. Der Unterricht wurde als Halbtagsunterricht in zwei Gruppen – Ober- und Unterstufe – durchgeführt, da ja nur ein Lehrer und ein Schulsaal vorhanden waren." Während der Wintermonate 1946/47 fiel der Unterricht wegen des Mangels an Brennmaterial ganz aus. Mitte Juli 1947 kann der untere Schulsaal wieder benutzt werden. Auch die Versorgung der Schule mit Brennholz ist im Winter 1947/48 sichergestellt.

Am 31. Januar 1949 fand erstmals die Wahl eines Elternbeirats statt. Am 2. Mai 1949 wurde mit der so genannten Schulspeisung aus Mitteln der Hoover-Spende begonnen. Die Kinder erhielten ein warmes Frühstück (Milchsuppe mit verschiedenen Einlagen, Kakao mit Backwerk, Fleischsuppe mit Einlagen, Schokolade usw.), das für die Mehrzahl der Kinder in der entbehrungsreichen Nachkriegszeit eine notwendige Ernährungsbeihilfe bedeutete. Anfangs wurde dieses Essen in der Küche des Dominikanerinnen-Klosters zubereitet, später in Immendorf. Am 13. August 1950 wird die Schulspeisung eingestellt, da „wegen der nunmehr günstigeren Lebensverhältnisse ein merkliches Schwinden des Interesses an der Speisung festgestellt" wurde.

Ostern 1959 wird die Schule von 115 Kindern besucht. Es werden Überlegungen angestellt, die Einrichtung einer dritten Lehrerstelle und den Neubau einer Schule zu beantragen.

Am 9. September 1959 erfolgt die erste Ortsbesichtigung, um den Standort für die neue Schule zu ermitteln. Zwei Plätze werden für geeignet erachtet: ein Gelände „Auf der Reich" und „Auf der Mohl". Eine Entscheidung kann noch nicht gefällt werden, da diese Flächen in Privatbesitz sind.

Die dritte Lehrerstelle wird am 23. August 1960 eingerichtet und gleichzeitig besetzt. Da ein dritter Klassenraum fehlt, gestaltet sich die Durchführung des Unterrichts nicht ohne Schwierigkeiten. Auch dem Schulbau ist die Gemeinde einen Schritt näher gekommen. Am 28. Juli 1960 beschließt der Gemeinderat den Kauf des Grundstücks „Auf der Mohl" (etwa 5272 qm) zur Errichtung eines Schulneubaus und beauftragt am 6. September 1960 den Architekten Ufer mit der Bauplanung.

Nachdem am 31. August 1962 der Grundstein für die neue Schule gelegt worden war, erfolgte am 14. Februar 1964 die feierliche Einweihung der St. Christophorus-Schule. Zu diesem Zeitpunkt hat die Schule 144 Schülerinnen und Schüler.

Die Baukosten einschließlich des Baulanderwerbs und der Erschließungskosten betragen: 536 914,16 DM.
Neben Zuschüssen des Landes Rheinland-Pfalz von 330 000 DM und einem Zuschuß des Landkreises von 40 000 DM brachte die Gemeinde eine Eigenleistung von 166 914,16 DM auf.

Im Zusammenhang mit der Reform der Volksschulen werden die Kinder der Volksschulen Arenberg und Immendorf, soweit es die Schülerzahl erlaubt, in Jahrgangsklassen zusammen gefaßt und zum Teil in Arenberg und zum Teil in Immendorf unterrichtet. Die Grundschuljahrgänge (1.-4. Schuljahr) bleiben von dieser Regelung unberührt.

Vom 23. April 1967 ab gilt folgende Einteilung:
5. Schuljahr: in Arenberg
6. Schuljahr: in Immendorf
7./8. Schuljahr: in Immendorf
9. Schuljahr: in Arenberg

Am 2. Dezember 1968 verfügt die Bezirksregierung die Zusammenführung aller Schülerinnen und Schüler aus Arzheim, Arenberg und Immendorf, die das 9. Schuljahr besuchen, in Immendorf. Die Immendorfer Schule hat nun 192 Kinder und ist eine fünfklassige Schule.

Wenn auch vom 26. August 1971 ab nur noch die ersten 6 Schuljahre in Immendorf unterrichtet werden, die Klassen 7 – 9 besuchen die Hauptschule 7 in Koblenz-Ehrenbreitstein (Niederberger Höhe), müssen weiterhin fünf Klassen gebildet werden, die am 17. August 1972 auf sechs Klassen erweitert werden.

Am 31. Juli 1976 endet die Geschichte der Volksschule Immendorf. Mit Beginn des Schuljahres 1976/77 besuchen alle Kinder der rechten Rheinseite, soweit sie nicht Schüler einer Realschule oder eines Gymnasiums sind, die Hauptschule 6, Koblenz-Asterstein. In Immendorf besteht ab 1. August 1976 nur noch eine vierklassige Grundschule.

Lehrer und Lehrerinnen, die an der Immendorfer Volks-/Grundschule unterrichteten bzw. unterrichten (Lehrer, die zu irgendeinem Zeitpunkt Vertretungsunterricht erteilten, sind hier nicht aufgeführt):

Scherhag, Gerhard        um 1714
Weyler, Michael              um 1748
Hermanns, Johann         um 1754
Goebel, Anton                1798-1831
Petry, N.                         1831-1834
Becker, Joh. Christ.        1834-1844
Pirtzborn, Severin           1844-1845
Hoffend, Wilhelm            1845-1853
Giefer, Josef                   1853-1869
Schirmer, Anton              1869-1896
Röhse, Maria                  1885-1899
Weigand, Nikolaus          1896-1907
Herrig, Simon                  1913-1930 (+ 15.2.46)
Kohnz, Anton                   1930-1936
Brüser, August                 1936-1945 (39-45 Wehrdienst)
Grisar, Maria                    1901-1903
Claßen, Johanna              1903-1904
Hamann, Franziska          1904-1938 (+10.4.64)
Grates, Agnes                  1938-1945
Hütten, Aloys                    1945-1958 (+ 21.5.66)
Giefer, Anneliese              1946-1950
Eberz, Christine                1950-1968
Dühr, Paul                         1958-1966 (+ 24.11.66)
Eßer, Rosemarie                ab 1960
Nick, Volker                       1966-1976
Perschbach, Hans-Rudolf  1967-1979
Gerlach, Gregor                 1968-1969 (+ 9.3.77)
Michel, Helene                   1969-1973
Blasius, Rolf                       1969-1972
Kissel, Anneliese                ab 1971
Kolbeck, Silvia                    1972-1975
Lunkenheimer, Pia              ab 1973
Gehrke, Gisela                    1974-1975
Jahnke, Doris                      1974-1976
Höhn, Ursula                       1974-1976 (+ 17.12.77)
Schnabel, Hans                   1975-1976
Nöthen, Gisela                     ab 1980

Datei entnommen aus der Festschrift "1100 Jahre Immendorf 880 - 1980": 19.03.2017

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