Johann („Schang“) Eibel *
02.05.1889 +13.11.1968
Es war Johann Eibel, der als viertes von neun Kindern am 2. Mai 1889 in Oberlahnstein
geboren wurde, nicht an der Wiege gesungen, dass er später einmal der erste
demokratisch gewählte Bürgermeister von Immendorf werden sollte. Als sein Vater
sehr früh starb, trug er als Zehnjähriger mit seinen älteren Geschwistern bereits
mit zum Lebensunterhalt der Familie bei, übernahm also schon früh
Verantwortung. Nach der Schule lernte er den damals zukunftsorientierten Beruf
des Modellschreiners, den er – nach abgeleistetem Militärdienst - auch als
Geselle weiter ausübte, bis er in den 1. Weltkrieg ziehen musste. Danach hatte sein
Arbeitgeber nur eine sehr dünne Auftragslage, weshalb er in den Dienst der
Stadt Oberlahnstein als Polizeiwachtmeister eintrat. 1920 heiratete er die
Immendorferin Magdalena Böhm und zog 1924 mit ihr und den drei bereits
vorhandenen Kindern - insgesamt wurden es sechs - nach Immendorf, wo er sich als Modellschreiner selbständig
machte. Aufgrund seiner Weigerung, während des Dritten Reichs in die NSDAP
einzutreten, galt er nach dem 2. Weltkrieg als unbelastet und wurde am 04.01.1946
durch die franz. Militärregierung zum kommissarischen Bürgermeister
ernannt. Bereits in dieser Funktion, kritisierte er öffentlich und sehr
deutlich die Requirierung der einzigen noch verbliebenen Kuh der Familie
Wölbert durch den franz. Kommandanten Romer. (Wölberts hatten noch in
den letzten Kriegstagen den Verlust des Familienvaters zu beklagen, und die
Mutter stand mit ihren vier Kindern alleine da.) Seine heftig geäußerte Kritik
an dieser Requirierungsaktion brachte Johann Eibel zwar heftige Prügel des
französischen Kommandanten ein, aber wohl auch das Vertrauen der Immendorfer
Bevölkerung, denn am 22.09.1946 wurde er in der ersten demokratischen Wahl nach
dem Krieg von den Immendorfern zum Bürgermeister gewählt und am 11.10.1946
vereidigt. Darüber hinaus wurde er am 13.10.1946 in die Kreisversammlung
Koblenz-Land gewählt und gehörte neben Peter Altmeier und Dr. Boden dem
Kreistag bis 1956 an. Foto: 1949, zur Verfügung gestellt von seinem Enkel Helmut Bach
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Peter Anton "Toni" Heil *29.09.1914 + 15.12.2013
Auf Toni Heil schaute die Immendorfer Bevölkerung mit großem Respekt. Als gelernter Zimmermann kannte er sich mit vielerlei handwerklichen Arbeiten bestens aus. Beim Bau vieler Häuser im Dorf stand er mit Rat und Tat zur Seite. Er stellte seine Fähigkeiten immer wieder gerne und über viele Jahrzehnte planend und zupackend der Allgemeinheit zur Verfügung. Dies galt für die komplizierten Versuche, die kleinteiligen Steinchenmosaike
an einigen Grotten der Pfarrer-Kraus-Anlagen zu retten ebenso, wie für seinen nachdrücklichen Kampf um die Errichtung der Immendorfer Grillhütte an der Schwabs-Mühle, für den Bau einer Bühne für die Mehrzweckhalle an der Grundschule und für viele andere Projekte. Den Platz an der erwähnten Grillhütte pflegte er akribisch fast bis zu seinem 99. Lebensjahr (!). Seine Arbeit hatte immer "Hand und Fuß", sein Rat war
gefragt, seine Hilfe hochwillkommen und in "seinem" Wald war er die unangefochtene Respektsperson. Aus Dankbarkeit wurde am 29. Sept. 2014, seinem 100. Geburtstag, die Immendorfer Grillhütte im Beisein von Abordnungen aller Ortsvereine und vieler Menschen aus Immendorf feierlich auf den Namen "Tonis Hütte" getauft.
Am 05. Dez. 2016 brennt in den frühen Morgenstunden der linke Teil von "Tonis Hütte", vermutlich durch Brandstiftung. Schlimmeres kann die von den zu früher Stunde im Wald anwesenden Jägern herbeigerufene Feuerwehr verhindern. Nur einen Tag später muss die Feuerwehr erneut wegen eines Brandes in Tonis Hütte anrücken. Der Verdacht auf Brandstiftung erhärtet sich dadurch. Man kann nur hoffen, dass die Ermittlungen erfolgreich sind. Foto: Konrad Weber
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Walter A.
Küchenhoff *03.01.1915
+ 29.04.1996
Walter A. Küchenhoff wurde am 03.01.1915 in Göttingen
geboren. Hier besuchte er von 1922 bis 1932 nacheinander die Volksschule und
die Mittelschule mit dem Abschluss der Mittleren Reife. Bereits in dieser Zeit
fesselten ihn die verschiedenen Möglichkeiten künstlerischer Gestaltung, und er
fertigte Aquarelle und Ölbilder für Freunde und Bekannte an. Da diese frühen
Werke unwiderruflich für ihn verloren waren, interessierte er sich zunehmend für
Drucktechniken und wollte eigentlich Lithograph werden. Sein Vater versagte ihm
jedoch eine künstlerische Laufbahn und so begann er nach dem Schulabschluss
eine “solide” Lehre als Feinmechaniker an der Universitäts- sternwarte Göttingen,
die er 1936 als Facharbeiter abschloss. Noch 1936 trat er als Soldat in die
Wehrmacht ein. Im 2. Weltkrieg war er in Frankreich und Russland eingesetzt und
geriet 1944 in britische Gefangenschaft, aus der er zwei Jahre später entlassen
wurde.
Beim Bundesbahnzentralamt Minden nahm er 1946 eine Tätigkeit als
Techniker im Prüfwesen auf, die er bis 1962 ausübte. Bereits ab 1946 fing er
an, seiner künstlerischen Begabung durch Hinwendung zum Holzschnitt, zur
Monotypie und Collage Ausdruck zu verleihen. 1948 heiratete er Lotte Behrends
(aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor). Nach dem Umzug nach Minden 1950
ermöglichte ihm eine künstlerische Ausbildung bei Rose Dietrich 1956 die
Aufnahme in den Bundesverband bildender Künstler (BBK) in Nordrhein- Westfalen.
Mit der Teilnahme an verschiedenen Ausstellungen in Bielefeld, Hannover und
Minden begann seine Laufbahn als Künstler.
Aus beruflichen Gründen wechselte Küchenhoff 1962 zum Bundesamt für
Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz, wo er bis zu seinem Ausscheiden 1978
als Technischer Angestellter beschäftigt war. Seit 1965 wohnte er mit seiner
Familie im Stadtteil Immendorf. In Koblenz wurde er Mitglied des BBK
Rheinland-Pfalz und der Arbeitsgemeinschaft bildender Künstler (AKM). Nach der
Verrentung beschäftigte er sich als freiberuflicher Holzschneider und
Graphiker. Wichtige Motive für seine Arbeiten fand er in Koblenz und Umgebung
und auf vielen Auslandsreisen, vorzugsweise in Frankreich. Insbesondere reizten
ihn Blickwickel, die mit der Kamera schlecht einzufangen waren. Seine
bevorzugten Arbeitsgebiete waren ein- und mehrfarbige Holz- und Linolschnitte im
Handdruckverfahren, in denen besonders die Farben zur Stimmung beitrugen.
In seinem kleinen “Kelleratelier” in Immendorf schuf Küchenhoff den
größten Teil seiner Werke. Hier arbeitete er mit den verschiedensten
Materialien, Werkzeugen und Farben. Er liebte es, mit unterschiedlichen Hölzern oder mit Linoleum zu
experimentieren. Mit vielen seiner Bilder schaffte er es, die ungewohnte Seite
der Stadt Koblenz ohne romantische Klischees einzufangen. Ein besonderes
Interesse widmete er historischen Bauten, deren Abriss bevorstand. Von 1982 bis
1986 schuf er sein gewaltigstes Kunstwerk, die großformatige “Chronik der Stadt
Koblenz” in zehn Bildern, auf denen er die 2000-jährige Geschichte abbildete.
Das gesamte Werk übergab der Künstler 1992 der Stadt Koblenz anlässlich der
2000-Jahrfeier. Auch in Immendorf fand er Motive für seine ab 1990 bis 1994
entstandenen Graphiken “Dorfplatz“, “Haus J. Nell”, “Ringstr. Nr. 101”, “St.
Erasmus” (siehe nebenstehende Abbildung) und “Waldfestplatz Schwabsmühle”.
Neben der Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen wie “form + farbe” im
Künstlerhaus Metternich sind besonders die Einzelausstellungen im
Mittelrhein-Museum in Koblenz (1981) und in der Galerie “Hinter Lenchens Haus”
in Bendorf (1990) hervorzuheben. Walter A. Küchenhoff verstarb am 29.04.1996 in
Koblenz. Die große Anzahl seiner Werke zeigt, dass er als ein von seiner Kunst
besessener Meister des Holzschnitts in seiner Liebe zu Koblenz, zu Europa und
zur Gegenwart gelebt hat. Das Mittelrhein-Museum würdigte das Schaffen des
Künstlers durch Kabinettausstellungen mit der “Retrospektive Walter Küchenhoff”
(2011) und “Zum 100. - Walter Küchenhoff und seine Sicht auf Koblenz” (2015). Text und Bildmaterial wurden von Tochter Astrid Eichhorn zur Verfügung gestellt.
 
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Prof. Dr. Wolf Lepenies * 11.01.1941 in Ostpreußen
ist ein deutscher Soziologe, Wissenschaftspolitiker und wissenschaftlicher Schriftsteller sowie emeritierter Professor der Freien Universität Berlin. Einen Teil seiner Jugend verlebte er in seinem elterlichen Haus in Immendorf (Kunzenbornstraße). Über seine Zeit in Koblenz und in Immendorf schreibt er: "Als Schüler habe ich wohl nur die Zeit in der Oberprima in Immendorf verbracht, das muss 1959/60 gewesen sein. Meine Eltern hatten mit uns - meiner Schwester
und mir - unter sehr beengten Verhältnissen im Rauental, in der Sauerbornstr. gewohnt. Dass sie es schafften, sich in Immendorf ein schönes Haus mit großem Garten zu bauen, bedeudete ihnen sehr viel. Es versöhnte mit der Einsicht, nie mehr in die ostpreußische Heimat zurückkehren zu können. Ich war aber nach dem Abitur noch oft in Immendorf, ich hatte mich für 2 Jahre zur Bundeswehr verflichtet und war in Niederberg beim Panzerjäger Btl 152 stationiert. Auch nach der Heeresoffiziersschule bin ich wieder nach
Niederberg zurückgekehrt - und damit nach Immendorf. Immendorf war auch der Ort, in dem unsere beiden erstgeborenen Kinder, Julia und Phlipp, Zeit mit ihren Großeltern verbrachten, wobei für beide der große Schäferhund Brando und für Philipp das Luftgewehrschießen mit dem Großvater besonders attraktiv war. Meinen Eltern ist es unendlich schwer gefallen, das Haus aufzugeben, um in den Seniorenwohnsitz auf der Humboldthöhe in Vallendar umzuziehen ..." Nach dem Abitur, das Wolf Lepenies im Koblenzer Eichendorff-
Gymnasium machte, studierte er an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster Soziologie und Philosophie. 1967 wurde er promoviert. 1970 habilitierte er sich an der Freien Universität Berlin. 1984 wurde er an das Wissenschaftskolleg zu Berlin berufen und zum ordentlichen Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin ernannt. Er ist u. a. Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der American Academy of Arts and Sciences, der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Academia Europaea (London), des Aspen Institute (Berlin), der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und der Königlich Schwedischen Gelehrsamkeits-, Geschichts- und Antiquitätenakademie (beide Stockholm) und Ehrensenator der Deutschen Nationalstiftung. 1994 erhielt er die Ehrendoktorwürde an der Sorbonne (Paris) und ist Offizier der französischen Ehrenlegion. Für seine wissenschaftlichen und literarischen Arbeiten erhielt er viele nationale und internationale
Preise, u. a. den Kulturpreis der Stadt Koblenz, den Joseph-Breitbach-Preis und den Friedenspreis des Dt. Buchhandels. Einen seiner letzten offiziellen Besuche stattete er Koblenz anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Volkshochschule Koblenz ab und hielt dort den Festvortrag zum Jubiläum mit dem Titel "Arbeit, Wissenschaft, Bindung". - Heute lebt Wolf Lepenies in Berlin. Foto: privat
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